
Dr. Udo Grote und Brigitte Schröder begutachten den neuen Bischofsstab des Liborius-Statue.
St.-Paulus-Dom: Liborius-Statue bekommt Bischofsstab
Traditionelle "Stabübergabe"
Münster. Fast ein Jahr hat er jetzt mit leeren Händen da gestanden. Oder exakter: mit einer leeren Hand. Denn in der Linken hält der heilige Liborius als Patron der Stein-Leiden (Gallen- oder Nierensteine) ein Buch mit drei Steinen. Die Rechte aber war seit der Beisetzung von Bischof Reinhard Lettmann im April 2013 verwaist. Denn der Bischofsstab der Heiligenfigur gegenüber der Astronomischen Uhr im St.-Paulus-Dom war dem verstorbenen Diözesanbischof mit ins Grab gelegt worden.
Eine kostbare Grabbeigabe, kunsthandwerklich und geschichtlich. Denn die Tradition dieses Vorgangs geht bis in die Zeit des 30-jährigen Kriegs (1618 bis 1648) zurück. Damals brachten die Paderborner Domherren die Reliquien ihres Bistumpatrons nach Münster, um sie vor Raub und Brandschatzung zu schützen. In dieser Zeit sollen sie in der Westfalenmetropole wundersam dafür gesorgt haben, dass die Stadt weitgehend von der Zerstörung verschont blieb.
Grund genug für den münsterschen Domherren Johann Wilhelm von Sintzig, nach dem Westfälischen Frieden eine lebensgroße Liborius-Statue für den St.-Paulus-Dom zu stiften. Und genau da beginnt die Geschichte der Liborius-Bischofsstäbe. Denn seither nimmt jeder münstersche Diözesanbischof den Stab der Liborius-Statue mit ins Grab. Und sein Nachfolger lässt einen neuen anfertigen.
Exakte Nachbildung
"Das geschieht immer genau nach dem historischen Vorbild", erklärt Diözesankonservator und Domkustos Dr. Udo Grote. Im vergangenen Jahr sei der Bischofsstab dafür einmal komplett durchfotografiert worden, in allen Details. Denn zur exakten Nachbildung brauchte die Restauratorin und Bildhauerin Brigitte Schröder möglichst eindeutige Vorgaben. Mehrere Wochen brauchte sie, um aus Lindenholz, Blattgold und Ölfarbe die Nachbildung zu schaffen.
"Ein fantastisches Ergebnis, eine tolle Qualität", befindet Grote, als der Stab für die Konstruktion am Donnerstag (20.02.2014) im Dom aus seiner weißen Schutzhülle gezogen wird. Der große Aufwand bei seiner Herstellung, etwa das Auftragen von 18 Kreideschichten, bis die Blattgoldschicht gelegt werden kann, seien gerechtfertigt, so Grote: "Denn die Figur an sich ist wunderschön und aufwendig gearbeitet, da muss der Bischofsstab von gleicher Qualität sein."
"Die Krümme kommt nach außen", darauf legt Grote besonderen Wert, als Brigitte Schröder auf einer Leiter steht und den Bischofsstab an der Figur installiert. "Zwar dürfen das die Bischöfe eigentlich nur in ihrem eigenen Bistümern – Bischof Liborius steht hier aber als Heiliger."
Als die Kunsthandwerkerin von der Leiter wieder heruntergestiegen ist, verrät sie, dass für sie gerade eine ganz besondere Arbeit zu Ende gegangen ist. "Der historische Hintergrund hat mich die ganze Zeit begleitet." Und auch der Gedanke, dass sie nicht nur ein kostbares Kunstobjekt fertigte, sondern auch eine "besonders edle Grabbeigabe", war für sie immer Thema. Denn sie weiß, dass auch dieser Bischofsstab irgendwann in den Sarg des derzeitigen Bischofs gelegt wird.
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Text: Michael Bönte | Foto: Michael Bönte
20.02.2014
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